Sinn oder Unsinn: Hände weg vom Pfefferspray
Während meiner Eigenschutz-Trainings und der Kurse für Selbstverteidigung von Frauen erreicht mich immer wieder die Frage: Wie sinnvoll ist ein Pfefferspray.
Viele der Frauen, die zu meinen Trainings kommen, besitzen einen Pfefferspray und haben diesen auch bei sich – meist in der Handtasche – wenn sie abends unterwegs sind.
Unbestritten hebt sich das subjektive Sicherheitsgefühl, wenn Menschen, die eher ängstlich sind, zum eigenen Schutz etwas bei sich haben, von dem sie sich Kraft und Wirkung versprechen. Das wiederum kann sich durchaus positiv auf die Ausstrahlung auswirken bzw. das Selbstbewusstsein verbessern.
Hinlänglich wenig Wissen besteht über die Wirkung und allfällige Anwendung von Pfeffersprays. Unklar ist den meisten…
- …was eigentlich vorne bei der Öffnung herauskommt. Die Annahmen reichen vom dünnen Strahl über Gel, Schaum bis hin zu Nebel.
- …wie die Dose richtig gehalten und bedient wird.
- …welche Wirkung beim Gegenüber eintritt und wie lange es vom Einsatz zur Wirkung dauert.
- …ob Gefahren und Risiken auch für sie selbst gegeben sind.
Der Pfefferspray ist eine Waffe zur Notwehr
Pfeffersprays werden im Österreichischen Recht als Waffen eingeordnet und sind damit für Personen unter 18 Jahren verboten. Der Wirkstoff reizt die Schleimhäute stark und schränkt damit die Sicht ein.
Wer eine Waffe mit sich führt, und nicht ganz sicher darüber ist, wie diese eingesetzt werden kann, setzt sich einem Risiko aus.
Nur wenige haben den Einsatz eines solchen Instruments zur Notwehr jemals geübt. Damit ist man auf eine Vorstellung angewiesen, die vom Bestfall ausgeht. Der Wunschgedanke dahinter: „Ich sprühe und der Angreifer, sieht nichts mehr, hustet und ich kann fliehen.“
Doch es gibt keine Garantie dafür, dass bei einem möglichen Notfall die Wirkung wie erhofft eintritt.
Wer noch niemals den Einsatz eines Pfeffersprays geübt hat, riskiert Anwendungsfehler.
- Durch ungünstige Windverhältnisse trifft der der Pfefferstrahl die eigenen Schleimhäute.
- Während der Handgreiflichkeit könnten Teile der Flüssigkeit auf dem eigenen Gesicht verteilt werden.
- Eine ungewartete Dose könnte nicht mehr funktionieren.
- Der Inhalt könnte bereits an Wirkung verloren haben, weil die Dose bereits vor vielen Jahren gekauft wurde.
„Jede Waffe, die ich mit mir führe, kann auch gegen mich verwendet werden!“ und unter diesem Aspekt rate ich jeder Frau ab, einen Pfefferspray mit sich zu führen.
Pfefferspray Alternative: Körpereigene Waffen ausbilden
Was du alternativ zu Gegenständen zum Eigenschutz immer einsetzen kannst, ist dein eigener Körper. Hände und Füße sind ausgezeichnete Selbstschutz-“Waffen”.
In meinem regulären Training und Intensivkursen zeige ich wirksame Selbstverteidigungs-Maßnahmen mit dem eigenen Körper. Darüber hinaus arbeiten wir an mentaler Stärke, Handlungsfähigkeit unter Stress, Kampfgeist und der psychischen Bereitschaft, sich im Ernstfall zielgerichtet zu verteidigen.
Auch dein Auftreten, deine Ausstrahlung werden sich verändern und du wirst nicht länger als potenzielles Opfer wahrgenommen. Du lernst, dich effektiv auch gegen körperlich überlegene Gegner zu wehren und auf dich selbst – nicht auf Pfefferspray – zu vertrauen.